Teure Kunst glänzt in Monheim

22 Jan. 2018 / Pressespiegel

Rüdiger K. Weng handelt im Rheinpark mit Werken von Promi-Künstlern wie Jeff Koons.

MONHEIM Wer weltberühmte Kunst sehen will, fliegt nach New York, London oder Paris. Wenn Galeristen, Kunsthändler oder Auktionshäuser wie Sotheby‘s oder Christie‘s Werke von Picasso, Matisse, Warhol, Lichtenstein, Richter oder Uecker suchen, geht ihr Blick auch ins beschauliche Monheim am Rhein. Sie hoffen, dass ihnen Rüdiger K. Weng, Vorstand der Weng Fine Art AG, helfen kann.

Das Geschäftsmodell des seit 2012 an der Börse notierten Kunsthandelsunternehmens ist mindestens in Europa einzigartig. Jährlich kauft und verkauft die Weng Fine Art 1000 bis 2000 Objekte auf Großhandelsebene. Inzwischen unterstützen den Monheimer fünf Mitarbeiter im Rheinpark. Darüber hinaus sind noch drei Mitarbeiter in einem Tochterunternehmen in der Schweiz tätig, das multiple Kunstwerke zeitgenössischer Künstler online vertreibt.

In Lagern in Monheim und Umgebung ruhen mehr als 2000 Kunstwerke, keine  Kommissionsware, alle im Eigentum der AG. Weng trennt den Kunstmarkt in „Beschaffer“ und „Verwerter“. Er ist Beschaffer und findet – „wie ein Trüffelschwein“ – die lohnenden Objekte. Weng beeinflusst nicht den Markt, er analysiert ihn.

Zwei Erklärungsansätze bieten sich, um die Entwicklung des gebürtigen Krefelders vom Sohn kunstliebender Eltern zu einem der führenden Kunsthändler Deutschlands zu verstehen. In seinem Elternhaus prägten in den späten 60ern und den 70ern Museumsbesuche das Wochenende, „die Zeit, in der die zeitgenössische Avantgarde im Rheinland verstärkt ins Blickfeld geriet“. Und schon 14-jährig besuchte der junge Rüdiger regelmäßig die Börse in Düsseldorf, handelte mit Aktien und Optionen und machte sich noch vor dem Abitur mit einem Briefmarken- und Münzhandel selbstständig. „Ich bin wohl der geborene Trader“, sagt er. 1983 kaufte Weng die ersten Kunstwerke, aber nur, weil sie ihm gefielen. Die eigene Sammlung wächst seitdem. Strikt davon trennt er die Kunstwerke, mit denen er handelt. Als Studienziele kamen für Weng nur Kunstgeschichte und BWL in Betracht. Beruflich arbeitete er zunächst drei Jahre für eine Großbank. Später auch als Analyst für einen Insolvenzverwalter. Nach einem „Recherchejahr“, in dem er die vielschichtigen Feinheiten und Funktionen des Kunstmarktes analysierte, machte er aus seinem Hobby einen Beruf: 1994 gründete er in Krefeld eine Handelsfirma – Keller und Nebenräume des Privathauses sowie dessen Garage dienten als Lager. Steigende Umsätze führten in den Folgejahren zu ersten Einstellungen, notwendigen Umzügen, größeren Firmenräumen und zur Umfirmierung in eine AG.

2016 wurde Weng auf Monheim aufmerksam. Ihn faszinierte die „Aufbruchsstimmung“, das aktive Umfeld, die für sein Geschäft wichtige Infrastruktur (Autobahnen, Flughäfen). Das gewerbesteuerliche Gefälle zwischen Krefeld und Monheim war eine angenehme Nebenwirkung. Bis heute begeistert Weng die fortschreitende bauliche  Entwicklung der Rheinpromenade – er fühlt sich erkennbar wohl im Schatten des Monbergs. Über die Webseite seiner WFA Online können auch Privatsammler ordern. In Zeiten des Minizinses sucht manch einer auch Kunst als Anlageobjekt – darunter Vermögende von weither,  aus China etwa.


RHEINISCHE POST | MONTAG, 22. JANUAR 2018 | VON MARTIN MÖNIKES