Weng Fine Art: Neue Dividenden-Perspektiven

8 Okt. 2020 / Pressespiegel

Eben noch den Geschäftsbericht 2019 vorgelegt, jetzt schon mit den vorläufigen Neun-Monats-Zahlen für 2020 auf der Showbühne. Und zwischendurch – am 6. Oktober – noch eine außerordentliche Hauptversammlung in Monheim am Rhein abgehalten. Kunstpausen sind bei Weng Fine Art gerade eher nicht angesagt. Die Aktionäre werden zufrieden sein: Die Notiz nähert sich mit 17,60 Euro auf Xetra ganz dicht den historischen Höchstständen von knapp 18,50 Euro aus dem Jahr 2013. Operativ kommt das von Rüder K. Weng geführte Kunsthandelsunternehmen deutlich besser voran, als es mit Beginn des globalen Corona-Ausbruchs zu erwarten war. Nach neun Monaten 2020 sind die Umsätze von 4,70 auf vermutlich Untergrenze 6,30 Mio. Euro gestiegen. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern kletterte deutlich überproportional von 0,77 auf mindestens 1,80 Mio. Euro. Für das Gesamtjahr geht Rüder K. Weng davon, den 2019er-Gewinn deutlich zu übertreffen. Neben dem üblicherweise straffen Kostenmanagement kommen den Monheimern die ohnehin ausgeprägte Affinität zum Absatzkanal Online sowie die im Verglich zu Wettbewerbern grundsätzlich hohe Verfügbarkeit von Kunstgegenständen innerhalb der Gruppe zupass.

Zentrale Themen auf dem außerordentlichen Aktionärstreffen waren derweil die Schaffung neuer Kapitalrahmen sowie eine Neufassung der Satzung. Insbesondere der letzte Punkt ist normalerweise ungefähr so spannend wie eingeschlafene Füße. Eine Sache findet boersengefluester.de dann aber doch interessant. Unter §28 (4) heißt es: „Die Hauptversammlung kann an Stelle oder neben einer Barausschüttung eine Verwendung des Bilanzgewinns im Wege einer Sachausschüttung beschließen.“ Bestimmt ist nicht zu erwarten, dass nach der nächsten ordentlichen HV im Dezember kleine Figürchen von Jeff Koons unter den Aktionären verteilt werden. Vielmehr sollte es darum gehen, neben einer Barausschüttung auch Dividenden in Form von Aktien ausgekehrt werden.


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Denkbar sind drei Varianten: Immerhin befinden sich im Depot noch 200.000 eigene Aktien der Weng Fine Art AG (WFA) im Gegenwert von derzeit rund 3,50 Mio. Euro sowie der insgesamt 85-Prozent-Anteil an der noch nicht gelisteten schweizer Tochter ArtXX (ehemals Weng Fine Art Online). Zieht man hier einfach mal (extrem konservativ) den Veräußerungspreis von 6,00 Euro je B-Aktie heran, der im Rahmen der Mitte 2019 erfolgte Privatplatzierung aufgerufen wurde, hätte allein das B-Aktien-Paket einen Gegenwert von 12,3 Mio. Euro. Die mit einem Zehntel des Nennwerts der B-Aktien ausgestatteten 5 Millionen A-Aktien sind hier noch gar nicht berücksichtigt. Und dann verfügt WFA ja auch noch über rund 1,38 Millionen Artnet-Aktien – entsprechend einem Anteil von 24,51 Prozent – für die an der Börse momentan rund 7,30 Mio. Euro zu zahlen wären.

Zur Einordnung: Sollte WFA den Dividendenvorschlag für 2019 von 0,30 auf 0,40 Euro je Anteilschein erhöhen, wären dafür rund 765.000 Euro fällig. Wäre doch charmant, diesen Betrag wahlweise auch in Form von Aktien auszukehren. Zumindest mit Blick auf den ohnehin schon recht trockenen Börsenhandel – Rüder K. Weng hält schließlich rund 66 Prozent der Papiere – würde eine Stockdividende in Form von WFA-Aktien den Streubesitz allerdings auch nicht spürbar voranbringen. Schließlich würden die meisten Stücke ins Depot des Vorstands wandern. Sei es drum: Auf den tatsächlichen Dividendenvorschlag ist boersengefleuster.de schon jetzt gespannt. Hoch interessant bleibt darüber hinaus die weitere Entwicklung bei Artnet. Hier wollte WFA den Aufsichtsrat von Artnet entern, woraufhin die Berliner ihre Hauptversammlung kurzerhand abgesagt haben. Momentan sind die Fronten auf beiden Seiten verhärtet, was so auch nicht förderlich für die weitere Entwicklung ist. Nun: Zumindest den Aktienkurs von Weng Fine Art scheint die Fehde derzeit nicht zu stören.

 BOERSENGEFLUESTER.DE | SPEZIALWERTE, REDAKTION | 08. OKT 2020 | VON GEREON KRUSE