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Artnet / Weng Fine Art: Digitale Kurstreiber
6 Apr. 2021 / Pressespiegel
Ohne die Sache jetzt gleich zu hoch aufhängen zu wollen: Doch selbst im Kunstbereich sind Themen wie Kryptowährungen und ganz besonders auch digitale Bilder – sogenannte NFT – schwer angesagt. NFT steht für Non Fungible Token und bezeichnet Dateien, die sich nicht mehr vervielfältigen lassen (einen lesenswerten Einblick liefert etwa der Online-Artikel der Süddeutschen Zeitung HIER). Unmittelbar kursrelevant sind die Entwicklungen ebenfalls, denn als die in erster Linie für ihre Kunstdatenbank sowie Auktionen bekannte Artnet AG kürzlich meldete, dass sie im laufenden Jahr auch digitale Kunst versteigern und darübr hinaus Kryptowährungen als Bezahlmittel akzeptieren will, machte die Notiz der Berliner gleichmal einen deutlichen Hüpfer Richtung Norden.
Umso überraschter ist boersengefluester.de, dass Vorstand Jacob Pabst im frisch veröffentlichten Geschäftsbericht 2020 von Artnet nicht mit einem Wort auf die offensichtlich doch so angesagten Entwicklungen eingeht. Oder aber er bleibt sehr allgemein in seinem Vorwort: „Die Pandemie hat die digitale Transformation des Kunstmarktes beschleunigt, die Artnet seit seiner Gründung vor drei Jahrzehnten vorangetrieben hat. Wir haben diesen Trend seit Jahren vorhergesagt und bieten bereits eine breite Palette an digitalen Produkten und Innovationen an, die auf dem besten Weg sind, Branchenstandard zu werden.“ Dabei wäre ein wenig mehr Tiefgang hier nicht verkehrt gewesen, zumal das Zahlenwerk für das vergangene Jahr in erster Linie nur deshalb so gut aussieht, weil die insbesondere in Amerika aktive Gesellschaft von der US-Regierung ein Corona-Darlehen von knapp 1,70 Mio. Dollar bekommen hat, was nicht zurückgezahlt werden muss. Ergebnissteigernd wirken sich auch die nochmals leicht erhöhten Aktivierungen für das so wichtige IT-Projekt FALCON aus, bei dem es um die komplette Erneuerung der technischen Infrastruktur der Berliner geht.
Überhaupt werden die Investitionen dafür sorgen, dass Artnet auch im laufenden Jahr bei den operativen Resultaten kaum vom Fleck kommen wird. So stellt Jacob Pabst für 2021 bei Erlösen zwischen 21,4 und 22,3 Mio. Euro ein Betriebsergebnis in einer Spanne von minus 0,8 bis plus 0,1 Mio. Euro in Aussicht. Nicht unbedingt ein Ausblick, der einen vom Hocker reißt – trotz der herausfordernden Zeiten. Zum Vergleich: Der aktuelle Börsenwert des im streng regulierten Prime Standard gelisteten Unternehmens beträgt knapp 58 Mio. Euro. Spätestens an dieser Stelle kommt Weng Fine Art (WFA) ins Spiel, denn das Kunsthandelshaus um Vorstand Rüdiger K. Weng, hält nicht nur etwas mehr als ein Viertel der Artnet-Aktien, sondern will sich über ihre E-Commerce-Tochter ArtXX demnächst ebenfalls im Bereich der Non Fungible Token engagieren. „Wir glauben, dass digitale Kunst mittel- und langfristig einen nennenswerten Teil des Kunstmarktes einnehmen wird“, sagt Vorstand Rüdiger K. Weng.
Zudem sucht Weng die Kooperation mit Artnet, was die Forcierung der Aktivitäten im Bereich der digitalen Kunst angeht. Spannend für Investoren ist freilich auch der Hinweis um eine mögliche anorganische Beschleunigung im Digitalsektor: „Das Management der WFA-Gruppe prüft derzeit, welche Angebote sie annehmen wird, in Unternehmen zu investieren, die im Kunstmarkt in den Bereichen Blockchain, Digitalkunst, digitaler Authentifizierung sowie in der Digitalberatung tätig sind.“ Nun: Wer die Monheimer kennt, dürfte sicher sein, dass hier eher behutsam vorgegangen wird und WFA keinem Hype zu womöglich auch noch abgehobenen Preisen nachjagt. Kurz zurück zum Artnet-Börsenwert: Dieser deckt die Kapitalisierung von WFA momentan zu etwa 26 Prozent beziehungsweise 5,40 Euro je Weng Fine Art-Aktie ab und sorgt auf deise Weise für einen komforablen Puffer. Von den aufglaufenen Bewertungsgewinnen seit dem Einstieg ganz zu schweigen.
Noch für April haben derweil auch die Monheimer die Veröffentlichung ihres Geschäftsberichts mit den Konzernzahlen angekündigt – nachdem bislang nur die Daten für ArtXX und die Weng Fine Art AG publiziert wurden. Spannung verspricht in diesem Zusammenhang insbesondere der Dividendenvorschlag, nachdem das Unternehmen für 2019 via Sachausschüttung von ArtXX-Aktien bereits für Schlagzeilen sorgte und weit vorn in den Rendite-Charts landete. Insgesamt bleiben beide Aktien derzeit aussichtsreich, wobei Artnet in unseren Augen das klar spekulativere Investment ist. Die aktuelle Seitwärtsphase der WFA-Aktie bietet für unseren Geschmack ein faires Einstiegsniveau – siehe dazu auch unseren Beitrag “Bleiben Sie einfach dabei” von Ende Februar.
BOERSENGEFLUESTER.DE | SPEZIALWERTE, REDAKTION | 1. APR 2021 | VON GEREON KRUSE